ROLLSTUHLTENNIS - Let´s play!

 
Rollstuhltennis beim „SV Zehlendorfer Wespen 1911“, Berlin
Es begann im Mai 1992. Anlässlich der German Open der Damen beim LTTC Rot-Weiß wollten zahlreiche Zuschauer eine Rollstuhltennis-Demonstration sehen, an der Kai Schrameyer, der damals beste deutsche Spieler, teilnahm. Hinterher kam man ins Gespräch, und dabei trafen sich Rollstuhlfahrer der FU-Berlin und der integrativen Bröndby-Oberschule in Lankwitz, beide im Südwesten Berlins angesiedelt. Beide Gruppen suchten  einen Verein, der ihnen fachkundiges Training und Integration anbieten könnte. Die Zehlendorfer Wespen haben diese zumeist jungen Spielerinnen und Spieler als ordentliche Mitglieder aufgenommen. Durchschnittlich 10 – 12 Rollis spielen seitdem auf den 10 Plätzen und in der 3-Feld-Halle der Wespen. Von der ursprünglichen Gruppe sind nur noch zwei dabei, aber es kamen neue hinzu.
Die Zehlendorfer Wespen gehören als fast 100 Jahre alter Tennis- und Hockeyverein mit über 2000 Mitgliedern zu den größeren Vereinen Berlins. Wir sind ein Familienclub, weit mehr als ein Drittel der Mitglieder sind Jugendliche unter 18 Jahren. Der Neubau der gesamten Clubanlage und Umzug auf ein ehemaliges US-Sportgelände erfolgte 1998. Dabei wurden aus eigenen Mitteln „Haus und Hof“ komplett rollstuhlgerecht angelegt. Die Wespen sind derzeit in Berlin der einzige Verein, in dem Rollstuhltennis gespielt wird. Die Mitglieder und der Vorstand haben die Integration der Rollis von Anfang an begrüßt und sowohl ideell als auch finanziell unterstützt. Der Anblick von Rollstuhlfahrern im Clubhaus und auf der Terrasse, in der Tennishalle und auf den Plätzen ist allen vertraut, und die Anerkennung von vielen Seiten bestärkt uns darin, das Projekt Rollstuhltennis engagiert zu betreuen. Dennoch ist es bedauerlich, dass verschiedene andere Berliner Vereine ihr Aktivitäten im Rollstuhltennis aufgegeben haben.
 
Ein wichtiger Punkt der Vereinspolitik war und ist die Qualität der Trainer. Ihrer Ausbildung und ihrem Engagement verdanken die Wespen viele Erfolge, so auch im Rollstuhltennis: Von Anfang an waren Matthias Ziegfeld und Annette Kröger als Trainer beteiligt, später kamen Karsten Weigelt, Thomas Grote und Akhem Khan dazu. Heute unterstützen wir ebenso Breitensport wie Leistungssport. Jeder unserer Rollis ist mindestens zweimal pro Woche auf dem Platz, die Leistungsspieler mindestens dreimal. Drei unserer Rollis sind deutsche Spitzenspieler geworden: Katharina Krüger, Sven Hiller und Steffen Sommerfeld, der ursprünglich aus Halle kam. Sie spielen nationale und internationale Turniere und haben stets die Weltrangliste im Blick, nicht zuletzt auch mit dem Ziel der Teilnahme an den Paralympics.
 
Natürlich ist nicht alles eitel Sonnenschein! Die Finanzierung der Turnieraktivitäten, aber auch des umfangreichen Trainingsbetriebes und im Winter der Hallenkosten machen uns Jahr für Jahr große Sorgen. Aus dem Club-Etat sind die notwendigen Gelder für die derzeit 10 Spieler nicht verfügbar. Schon vor sechs Jahren hat der Verein einen „Förderkreis Rollitennis“ gegründet, dem engagierte Mitglieder angehören, die den Rolli-Etat und die Turnierreisen der Spitzenspieler durch Spenden unterstützen. Aber das reicht bei weitem nicht, um alle Kosten zu tragen. Stets von neuem müssen Sponsoren gesucht, private und berufliche Kontakte um Spenden gebeten, Anträge an gemeinnützige Organisationen und Wettbewerbe gestellt und Sportverbände immer wieder angeschrieben werden.
 
Und es gibt im Alltag auch Enttäuschungen, z.B. wenn die Behindertenparkplätze zugeparkt sind oder ein durchaus vermögendes Mitglied eine Spende ablehnt mit der Begründung, er sehe nicht ein, warum Behinderte Leistungssport betreiben müssten. So lernen auch die Fußgänger, die sich mit Rollitennis befassen, wo Gleichgültigkeit und Vorurteile ihre Blüten treiben. Dann aber begeistern wieder die Jugendlichen und Kinder, die nur darauf warten, sich in einen Rollstuhl zu setzen, um auszuprobieren, wie der Rollstuhl fährt und wie man Tennis im Rollstuhl spielt.
 
Sehr gut sind im Übrigen die Verbindungen mit dem Berliner Behinderten-Sportverband,
ebenso wie mit dem Olympiastützpunkt, der für Trainings- und Betreuungsfragen zur Verfügung steht. Auch mit dem DTB, dem Deutschen-Tennis-Bund stehen wir in engem Kontakt. Dennoch bleiben Wünsche offen, vor allem Wünsche nach mehr Geld, und dies besonders aus den Kreisen der Fußgänger-Tennisspieler, Wünsche auch nach einer breiteren Werbung für diesen Sport, verbunden mit mehr Spielern/Mitgliedern auch in unserem Verein und Wünsche nach mehr gesellschaftlicher Präsenz und öffentlicher Unterstützung, die im Vergleich mit vielen anderen Ländern bei uns viel besser sein könnten!

Dr. Beate Loddenkemper
(Betreuung Rollstuhltennis)
 
 
Sportverein
Zehlendorfer Wespen 1911 e.V.
Lloyd-G.-Wells-Str. 55
14163 Berlin