Rollstuhltennis - Let`s play!


Rollstuhltennis - die Geschichte

Als 1976 in den USA erstmalig Sportler im Rollstuhl wagten, sich dem von Fußgängern so heißbegehrten und auch noch elitären "weißen Sport" zu widmen, stieß man lediglich vereinzelt auf positive und ermutigende Stimmen. Zwar gab es in Amerika weniger das Argument: "die machen ja unsere Plätze mit den Rollstühlen kaputt", da dort vorrangig auf Hartplätzen gespielt wurde. Aber man brach halt in eine Domäne ein, die zuvor lediglich den Fußgängern vorbehalten war. Viele Skeptiker konnten es sich nicht so recht vorstellen, wie das nun funktionieren sollte, denn der Rollstuhlfahrer musste sich ja auf dem Platz mit seinem Rollstuhl bewegen und dabei seinen Tennisschläger regieren, um spielen zu können. Und da viele Fußgänger an der Koordination von Laufen und Schlagen scheiterten, wieso sollte es denn im Rollstuhl klappen? Aber die Vorreiter im Rollstuhltennis, die ersten Kämpfer, die nicht nur ihren Gegner besiegen mussten, sondern auch viele Vorurteile, haben bewiesen, dass die Individualsportart Tennis auch Tennis ist und bleibt, ob man sie nun zu Fuß oder im Rollstuhl spielt!

Binnen 32 Jahren, im Zeitraffertempo also, hat sich Rollstuhltennis als anerkannte Sportart, sogar Hochleistungssportart, über den Globus verbreitet. Erinnert man sich daran, dass es bei den Fußgängern über 100 Jahre gedauert hat, Tennis als Olympische Sportart anzuerkennen, so schafften es die Rollis in gerade einmal 16 Jahren, Rollstuhltennis 1992 bei den Paralympics in Barcelona zu präsentieren. Derzeit spielt man in über 70 Ländern Rollstuhltennis. Und auch die Professionalität rückt mehr und mehr in den Vordergrund: 1998 wurde Rollstuhltennis in die Organisationsstrukturen der International Tennis Federation (ITF/London) eingegliedert.

Als erste Behindertensportart ist sie somit weltweit in eine Organisation des Nichtbehindertensports integriert und wird unter dem Dachverband der ITF durch die IWTA (International Wheelchair Tennis Association) organisiert und intensiv gefördert. Es gibt eine eigene Weltrangliste, die dem strengen Reglement der ITF innerhalb eines "52-Week-Rollover-Systems" unterliegt und mehr als 130 Turniere weltweit haben die Qualifikation, diese heißbegehrten Weltranglistenpunkte zu vergeben.

Im November eines jeden Jahres werden bei den "Masters" die Weltmeister gekürt. Dort kämpfen die acht weltbesten Damen und Herren um die heißbegehrten Titel. Die Mannschaftsweltmeisterschaft wird ebenfalls jährlich ausgetragen: Damen / Herren / Junioren und Quadspieler messen ihre Kräfte während des World Team Cups. Auf nationaler Ebene wird Rollstuhltennis seit 1988 durch den Deutschen Rollstuhl-Tennis-Verband e.V. (DRT) organisiert. Dieser Verband wurde letztes Jahr aufgelöst und die Vereine und Spieler sind nunmehr dem DTB (Deutschen-Tennis-Bund) angeschlossen. Bundesweit sind im DTB 35 Mitgliedsvereine vertreten, die als eigenständige Vereine oder als Rollstuhltennisabteilungen in Tennisclubs organisiert sind. Jährlich richtet der Verband offizielle nationale und internationale Turniere aus. Das größte deutsche Turnier sind die jährlich stattfindenden "Internationalen German Open“ in Essen .
 
 
                    
                                                                
Gemütliche Plauderstunde zwischen mir und dem damaligen Außenminister und aktuellen Bundespräsidenten, Dr. Frank-Walter Steinmeier in Brasilien.
 

Rollstuhltennis im Vergleich zum Fußgängertennis

Die Hauptaktionen bei den Schlägen im Rollstuhltennis sind identisch mit denen des Fußgängertennis. Ebenso sind die methodisch-didaktischen Grundsätze identisch. Es kann auf allen Platzbelägen gespielt werden. Dabei wird von den meisten Spielern der Hardcourt bevorzugt. Jedes Jahr finden Showkämpfe, sogar auf dem "heiligen Rasen" von Wimbledon statt. Die Hauptunterschiede zwischen Rollstuhltennis und Fußgängertennis liegen zum einen in der Schlagvorbereitung und zum anderen in der veränderten Mobilität auf dem Platz, da der Rollstuhltennisspieler seine Arme auch zur Fortbewegung im Rollstuhl benötigt, der Fußgänger lediglich seine Beine. Durch die Notwendigkeit, beide Arme bis kurz vor dem Schlagen zur Vorwärtsbewegung nutzen zu müssen, stellen die Annäherung zum Ball und die Ausholbewegung die gravierendsten technischen Unterschiede beim Schlagablauf dar.

Aufgrund der Sitzposition ist es Rollstuhlfahrern nicht möglich, die Beine einzusetzen und sie zur Schlagvorbereitung zu nutzen. Daraus resultieren in der Regel geringere Schlaggeschwindigkeiten als im Fußgängerbereich. Die Bewegung des Rollstuhlfahrers auf dem Platz sollte durch eine kontinuierliche Bewegung gekennzeichnet sein. Durch diese Kontinuität kann der Spieler das Drehmoment nach einer Innen- oder Außendrehung für den Weg nach vorne oder zurück ausnutzen. Ein Kennzeichen für die Spielstärke des Sportlers ist die Häufigkeit mit dem er den Ball nach dem ersten oder zweiten Aufsprung entgegennimmt.

Je höher das spielerische Niveau und je ausgeprägter die Fähigkeit sich schnell auf dem Platz zu bewegen, desto häufiger wird der Ball nach dem ersten Aufsprung geschlagen. Im Leistungsbereich hat sich gezeigt, das 70% aller Grundschläge nach dem ersten Bodenkontakt geschlagen werden. Vor 15 Jahren waren es nur 30%. Dies zeigt, dass sich die Spielstruktur im Rollstuhltennis zunehmend der des Fußgängertennis annähert, wobei realistisch angemerkt werden muss, dass sich die Ähnlichkeiten auf "passives Aschetennis" beschränken.

Rollstuhltennis gibt den Spielern, durch seine integrative Form, ein starkes Selbstwertgefühl!